Gebrauchsanweisung
für Deutsche und andere Nichtberner
Grüessech.
Sehen Sie? Berndeutsch ist gar nicht so schwer, wie man meint, man
muss sich lediglich entspannen und auf sein gesundes Sprachgefühl
verlassen, dann ist die Hälfte schon geschafft. Den Rest erledigen Sie
genauso spielend, wenn Sie folgende Punkte beachten:
1. Es gibt kein Schweizerdeutsch — Auch wenn notorische Realitätsverweigerer es nicht wahrhaben wollen: Wir reden alle unterschiedlich. Jeder Kanton, oft jede Gemeinde, manchmal gar jedes Gehöft hat seinen eigenen Dialekt. Nicht selten verstehen wir uns sogar untereinander nicht. Damit lassen sich z. B. das Bankgeheimnis, das verwirrende Schulsystem, das lustige Fernsehen und das ganze Wallis erklären. Es gibt kein richtiges Schweizerdeutsch! Lassen Sie sich von niemandem etwas anderes vormachen!
2. Das einzig richtige Schweizerdeutsch ist Berndeutsch — Wenn Sie sich also in der Schweiz beliebt machen wollen, wählen Sie Berndeutsch. Das kommt überall am Besten an, und alle wirklich coolen Menschen in der Schweiz reden so. Tun Sie es ihnen gleich!
3. Üben Sie — Schweizer*innen reagieren äusserst heikel auf läppisch nachgeäfftes “Schwizertüütsch” und beginnen automatisch mit Ihnen zu sprechen, als seien Sie Lothar Matthäus, Dieter Bohlen oder Pro7. Zum Üben des Schweizerdeutschen lesen Sie sich die Geschichten in diesem Buch am Besten selber vor. Immer und immer wieder, alleine und laut! Ich habe es an zwei mir bekannten Deutschen ausprobiert: Es funktioniert! Übrigens: Bei Euch, liebe NichtbernerSchweizer*innen, verhält es sich genauso.
4. Trauen Sie sich — Laden Sie Schweizer*innen zu sich nach Hause ein. Machen Sie sie mit Aldiwurst und Spezi gefügig und lesen Sie ihnen dann die eingeübten Geschichten aus diesem Buch vor. Man wird viel zu lachen haben, Sie werden viel dazulernen, und es werden sich ganz nebenbei auch eine Menge neuer Freund*innen finden, die auf die Gästeliste wollen.
5. Seien Sie etwas leiser —Man denkt sonst, Sie kämen aus den USA.
2007
Aus “Auesgarnidwahr”